Unter Dekolonisierung versteht man den Prozess, durch den Länder unter Kolonialherrschaft ihre Unabhängigkeit erlangten. Dieser Prozess fand überwiegend im 20. Jahrhundert statt. Dieser Prozess markierte eine bedeutende Verschiebung der globalen Machtdynamik, die zur Entstehung neuer Nationen und zur Neugestaltung der internationalen Beziehungen führte.
Die späte Neuzeit war die Blütezeit der europäischen Kolonialreiche, die riesige Gebiete in Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien unter ihrer Kontrolle hatten. Diese Reiche übten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Einfluss auf die kolonisierten Regionen aus und beuteten häufig lokale Ressourcen und Bevölkerungen zum Vorteil der Kolonialmächte aus.
Die beiden Weltkriege schwächten die europäischen Länder jedoch sowohl wirtschaftlich als auch politisch erheblich und bereiteten den Boden für die Entkolonialisierung. Das Ende des Zweiten Weltkriegs akzentuierte diesen Prozess besonders, da Ideen der Selbstbestimmung, der nationalen Souveränität und der Menschenrechte an Bedeutung gewannen, teilweise durch die Gründung der Vereinten Nationen.
Der Entkolonialisierungsprozess lässt sich grob in verschiedene Phasen unterteilen, die sich durch ihre geografische Ausrichtung und die von Kolonisatoren und Kolonisierten verfolgten Strategien unterscheiden.
Die Entkolonialisierung veränderte die Welt politisch, wirtschaftlich und kulturell. Die neu unabhängigen Nationen versuchten, ihre Souveränität zu behaupten, standen jedoch vor Herausforderungen im Zusammenhang mit Nationenbildung, wirtschaftlicher Entwicklung und internationalen Beziehungen.
Der Weg zur Unabhängigkeit brachte keine unmittelbare Stabilität oder Wohlstand. Die neuen Nationen standen vor unzähligen Herausforderungen:
Indien: Erlangte 1947 seine Unabhängigkeit von der britischen Herrschaft durch einen gewaltlosen Kampf unter der Führung von Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi und Jawaharlal Nehru. Die Teilung Indiens in zwei souveräne Staaten, Indien und Pakistan, verdeutlichte die Komplexität der Entkolonialisierung, einschließlich kommunaler Gewalt und der Herausforderung der Grenzziehung.
Algerien: Der Kampf um die Unabhängigkeit von Frankreich (1954-1962) war von einem gewalttätigen und brutalen Konflikt geprägt, der die tiefsitzenden Spannungen zwischen Kolonialherren und Kolonisierten widerspiegelte. Die Unabhängigkeit Algeriens verdeutlichte die intensiven Kämpfe und Opfer, die oft mit der Entkolonialisierung verbunden sind.
Die Entkolonialisierung war ein transformativer Prozess, der die globalen Beziehungen neu formte und neue Nationen entstehen ließ. Er wurde durch den Niedergang der Kolonialmächte, den Aufstieg nationalistischer Bewegungen und den Einfluss internationaler Organisationen und Ideologien vorangetrieben. Das Erbe des Kolonialismus wirkt sich noch immer auf die politische, wirtschaftliche und kulturelle Landschaft ehemaliger Kolonien aus und offenbart die komplexe und vielschichtige Natur der Entkolonialisierung.